Neulich im Penny
… habe ich mich ziemlich geärgert. Auch über mich. Denn der gute Spruch, der meine Aktion hätte begleiten können, ist mir natürlich erst hinterher eingefallen.
Ich stand an der Kasse, auf dem Band nur eine Packung Aprikosen und Nüsse. Vor mir eine Frau ferner Herkunft, Kopftuch, womöglich eine Geflüchtete, mit drei kleinen Mädchen im Schlepptau. Alle hatten auch Spielzeug und Süßigkeiten unter die Arme geklemmt; als das älteste der Mädchen noch schnell zum Eisholen geschickt wurde, strahlte es vor Stolz. Dann ging es ans Bezahlen. 67 Cent fehlten noch. Die Frau konnte oder wollte es nicht verstehen, auch, wenn die Kssiererin es mehrmals sagte. Die Mädchen fingen schon an, weinerlich die Gesichter zu verziehen – sie ahnten wohl, dass sie einige von den schönen Sachen würden hergeben müssen. Und je länger es dauerte, desto begehrlichere Blicke sandten die Kinder auch noch zu den Waren, die verführerisch in deren Augenhöhe an der Kasse platziert waren.
Ich wurde ein bisschen ungeduldig, die Wartenden hinter mir auch. Die Kassiererin klackte mit ihren langen, gelben, spitzgefeilten Fingernägeln auf die Kasse und wiederholte gebetsmühlenartig: „Es fehlen noch 67 Cent.“ 67 Cent! Noch einigermaßen gut gelaunt – ich war nicht unter Zeitdruck und wollte an den nahegelegenen See – drehte ich mich zu dem Wartenden hinter mir um. Ein typischer Einwohner der Vorderpfalz: übergewichtig, tätowiert; auf dem Band vor ihm zwei, drei Schalen eingeschweißtes Billigfleisch (das sind mir ja die allerliebsten). „Was ist, legen wir zusammen?“ fragte ich ihn. „Äh, nee, sorry, das mach ich nicht“, war seine Antwort. 67 Cent! Ich hätt’s mir denken können. Also nestelte ich meinen Geldbeutel heraus und warf 70 Cent aufs Kassenband. Die 3 Cent schenkte ich der Kassiererin. Und ich musste mir anhören: „Das habe ich schon mal beobachtet: Die kann den Kindern nichts abschlagen. Schlimm ist das.“ Ich antwortete nichts darauf. War vielleicht auch ganz cool. Später fiel mir ein, was ich hätte antworten SOLLEN: „Schlimm ist, dass Kinderprodukte überall in genau deren Blickhöhe platziert werden. Und ich wünsche euch allen, die ihr nie aus eurem blöden Kaff rausgekommen seid, mal in einem fremden Land zu sein, dessen Sprache ihr nicht könnt, mit quengelnden Kindern und wenig Geld in einem Laden, in dem es so tolle Sachen zu kaufen gibt.“