In Sprache

Als Buchautorin angekommen

Menschen aus 25 Ländern in ihren Mannheimer Kleingärten: was sie Exotisches anbauen und was sie daraus machen! Und ich mittendrin, mit vollen Backen kauend, glücklich, so wunderbar bekocht zu werden, neue Pflanzen kennen zu lernen, aber auch von erschütternden Schicksalen der Menschen zu erfahren, die ihre Heimat verlassen haben.

Doch der Reihe nach. Dass es so „sinnlich“ werden würde, konnte ich nicht ahnen, als mich die Fotografin Sabine Kress im Februar 2022 ansprach, ob ich die Texte zu ihrem neuen Bildband verfassen wolle. Ich sagte auf jeden Fall „ja“.

Sabine war derweil schon viele Kilometer zu Fuß unterwegs gewesen. Sie klapperte Kleingartenanlagen auf der Suche nach Menschen ab, die bereit waren, sich porträtieren zu lassen, ihre Geschichte zu erzählen, ihre Pflanzen vorzustellen und ihre Lieblingsrezepte zu verraten. Sie erst einmal zu finden, war nicht einfach – die Vorstände der Vereine waren nicht alle kooperativ und beriefen sich auf Datenschutz. Doch Sabine fand Türöffner, und die allermeisten Kleingärtner*innen waren bereit, uns ihre Gartenpforte zu öffnen, in ihre Töpfe schauen zu lassen und ihre Geschichte zu verraten.

So lernte ich vergangenen Sommer ein deutsch-kroatisches Paar kennen. Feuergott Djuro grillt und räuchert alles, was man essen kann und hat seine Frau Diana am Wasser kennen gelernt. Der Laote Pa schwamm kilometerweit durch den Mekong, um aus seinem Land mit ungewisser Zukunft nach Thailand zu entkommen. Dass er Jahre später in Deutschland leben würde, war nicht geplant (so viel zu den Sprüchen „die kommen alle hierher, weil sie hier versorgt werden“). Das afghanische Paar Sari und Yahya, beide Akademiker, die aufgrund ihrer freien Geisteshaltung an Leib und Leben in ihrer Heimat bedroht waren. Oder die Bosnierin Esmila. Sie kämpfte sich durch unwürdige Arbeitsbedingungen in der Pflege, erlebte Mobbing und Einsamkeit („es gab keinen Tag, an dem ich nicht geweint habe“), um ihrern Kindern eine gute Ausbildung zu ermöglichen.

Beziehungen sind entstanden. Das geht gar nicht anders, wenn einem bis dahin Fremde ihre Lebensgeschichte erzählen. Wie sie ihre*n Partner*in kennen gelernt haben. Krankheit und Tod. Flucht und Vertreibung. Aber auch das Ankommen in einem fremden Land, das Aufatmen, in Sicherheit zu sein, zu wissen, dass es Gesetze gibt, über deren Einhaltung gewacht wird.

Und natürlich ihre Gärten! Hier haben sie sich ein Stück Heimat geschaffen. Sie pflanzen an, was sie von zuhause kennen – Indianerbananen, Koriander, Käsepflanzen, Chilis, Wasserspinat oder Bittergurken. Im Sommer leben sie in ihren Refugien, helfen ihren deutschen, türkischen, angolanischen oder rumänischen Nachbarn, und, ganz wichtig: Sie feiern zusammen. Wenn es irgendwo mit der Integration geklappt hat, dann hier.

Momentan sind wir in der Korrekturphase. Eine Zusage, das Buch auf der BuGa Mannheim auszustellen, haben wir schon. Doch bevor wir im Juni in Druck gehen können, brauchen wir noch ein bisschen Anschub: Die Kosten für den Druck haben sich seit Arbeitsbeginn verdoppelt, sodass wir auf Vorbestellungen angewiesen sind. Zum „Wie, Was genau, für wieviel und Warum“ gibt es hier alle Informationen auf einen Blick:

https://linktr.ee/angekommen

Und dann hoffen wir, dass unser Buch auch „ankommt“!

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