In Sprache

Was man heute sagt

Es gibt eine neue Mode-Redewendung. Nach „Aber so was von“, „Wie geil ist das denn“ und meinem heißgeliebten „Okeeeeeei“ ist jetzt plötzlich „Alles gut“.

Ich habe es erfunden. Es war auf einer Party im Jahr 2008, wo ich zum ersten Mal nach langer Funkstille meinen Exfreund wieder sah, mit seiner neuen Partnerin im Arm. Ich war etwas verlegen, und mir fiel nichts Besseres ein als zu sagen: „Und, alles gut?“

Das zog Kreise. Er arbeitet nämlich bei einer Pharmafirma. Dort wandte er es gleich an, und es fiel auf fruchtbaren Boden. Als ein neues Medikament herauskam, hieß es: „Naja, die Menschen bekommen zwar grüne Pickel davon, aber – alles gut.“ Im Krankenhaus, als dann ein Patient wegen der grünen Pickel behandelt wurde, sagte der Operateur: „Hm, wir haben auch noch ein Melanom am Arm entdeckt und diesen gleich abgetrennt. Alles gut.“

Merken Sie was? „Alles gut“ wird häufig dann angewandt, wenn die Situation kritisch, aber (noch) unter Kontrolle ist. Ich finde, dieser Ausdruck passt auch perfekt in unsere Zeit. Es ersetzt das altbackene „Wie geht’s dir?“ Will das denn wirklich einer wissen? Besser ist, man unterstellt gleich, dass alles gut ist.

Da ich Modeausdrücke nicht mag und ich mich ihnen grundsätzlich widersetze, sage ich zum Trotz: „Alles schick?“ Das ist natürlich auch nicht besser. Da sehne ich mich nach dem Satz, den Nina Ruge in den 90-ern immer nach den Nachrichten sprach: „Alles wird gut“. Denn gut war es ja nie, aber es ließ wenigstens hoffen.

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