In Reisen

Mit Heldenkurbel auf den Heldenstein

Mein Rennrad besitzt vorne nur zwei Kettenblätter statt dreier, damit fahren Weicheier! Das macht mein Radlerleben zwar schwerer, aber auch heldenhafter. Und bei 36 (in der Sonne 50) Grad ist eine Fahrt aufs Forsthaus Heldenstein – Lolosruhe natürlich inklusive – eine echte Heldentat. Da muss ich mir glatt selber auf die Schulter klopfen, bevor es niemand anders tut!

Mit Erleichterung habe ich dieses Mal wahrgenommen, dass die Entfernungsangaben nachjustiert wurden. Gab es an einer bestimmten Stelle ein Hinweisschild „Forsthaus Heldenstein 8 Km“, so waren es früher nach 3 Kilometern mehr auf dem Tacho beim nächsten Schild immer noch 8. Diese höhnisch grinsende Zahl löste regelmäßig Frustration aus. Die Pfälzer haben ja überhaupt ein entspanntes Verhältnis zu Kilometerangaben. So findet man auf Wanderwegen bisweilen bizarre Angaben, die den Weg auf wundersame Weise verlängern oder verkürzen. Was kann man aber auch bei Menschen erwarten, in deren Adern wahrscheinlich Weinschorle fließt? Und zwar Weinstraßenpfälzer Schorle, denn dort ist der Wein billiger als das Wasser. Einmal haben wir solch einen Schildermaler im Wald getroffen. Er war ungefähr 70 und schwenkte fröhlich sein Farbeimerchen und den Pinsel. Seinen Angaben zufolge war er als Jüngster im dortigen Pfälzerwaldverein zu dieser verantwortungsvollen und körperlich fordernden Arbeit entsandt worden. Sicher hatte er, um einer Dehydrierung vorzubeugen, entsprechende Flüssigkeiten mit sich geführt.

Ein gelbes rennrad, genannt Goldfüchsin, steht am Straßenrand in einer Pfälzer Landschaft.
Seit 2002 eine treue Gefährtin: die Goldfüchsin.

2 Kerzen für Emina

Heute hatte ich nun auch die Gelegenheit, einen lang gehegten Herzenswunsch in die Tat umzusetzen: Den Besuch der Mariengrotte Weyher nämlich. Dort wollte ich schon immer mal sitzen und meditieren. Jetzt war ich allein und hatte Zeit. Und leider auch einen Anlass: Da am Dienstag meiner Seniorenhäsin zwei Zähne gezogen werden müssen, habe ich zwei Kerzen gespendet, die Hände gefaltet und um gute Energien für den Eingriff und danach gebeten.

Strahlenförmiger Sonneneinfall auf die Mariengrotte.
Ist das nicht mystisch?

Die Auffahrt zu dieser gepflegten und verwunschenen Andachtsstätte gestaltete sich als wahre Wallfahrt: Bei inzwischen 38 Grad ohne Trinkwasser, weil der Flaschenhalter auf der Abfahrt durchs Modenbachtal abgebrochen war, teilweises Schieben bei glühender Hitze durch die Weinberge, Hochquälen über steile Wirtschaftswege und zum Schluss ein Hoppeln auf unebenen Waldwegen. Diese Mühe sollte Maria doch belohnen.

An diesem Tag konnte ich auf über 40 gefahrene Kilometer, mindestens 500 Höhenmeter und einen Durchschnitt von 19 km/h zurückblicken – eine gute Vorbereitung für das, was ich mit der Goldfüchsin in Italien bei sicher ähnlichen Temperaturen vorhabe. Nur, dass es dort keine Forsthäuser oder PWV-Hütten mit Schorle gibt …

Die Bienen an diesem Brunnen im Wald hatten genauso Durst wie ich.

Kommentare

    1. Samstag geht’s los. Habe mir noch eine schwarze Radhose mit weißem Saum und endlich ein RÖCKCHEN geleistet. Sehr schick. Dann sterbe ich wenigstens in Schönheit.

Kommentar schreiben