In Sprache

Sinnvoller Umgang mit Facebook: Wieder Kind sein?!

Die besten Augenblicke im Leben werden ständig auf ihr „Likepotenzial“ abgeklopft … Allein darüber nachgedacht zu haben, wie die Schlittenfahrt bei anderen ankommen könnte, hat dem Moment seinen Kern geraubt – seine Gegenwärtigkeit. Statt dich darin zu verlieren, hast du dich selbst von außen betrachtet.“ (Zeitmagazin: Wie Facebook unsere Gefühle steuert).

Wahre Worte! Seit ich bei Facebook bin – und das ist noch nicht lange – ertappe ich mich dabei, wie ich bestimmte Momente in meinem Leben für Facebook inszenieren kann. Oberflächlich betrachtet, und das ist auch durchaus positiv, möchte ich in erster Linie andere teilhaben lassen – diejenigen, die weit weg wohnen und mit denen ich trotzdem verbunden bin. Diejenigen, die ich auf dieser Plattform wieder entdeckt habe. Diejenigen, mit denen ich Interessen teile. Und überhaupt alle!

Ich denke, dahinter steckt noch viel mehr – nämlich ganz viel Kind in uns: Wir sind es gewohnt, von klein auf, später in der Schule, bewertet zu werden: Seht her, habe ich das nicht gut gemacht? Damals hechelten wir, zumindest die meisten, Sternchen und Häkchen hinterher. Und heute: Wehe, es hagelt nicht erhobene Daumen und Herzchen! Dann habe ich es wohl NICHT gut gemacht. Das ist wie ein Vierer in Deutsch. Gleichzeitig bietet Facebook eine Plattform der Selbstinszenierung: Schaut, wie gut ich aussehe! Was für einen lustigen Abend ich hatte! (um insgeheim allen anderen eine lange Nase zu drehen: Und IHR nicht …!). Es wird also ein ganz elementares Bedürfnis nach Beachtung, im besten Fall Anerkennung, befriedigt. Eines fehlt jedoch vor lauter Außenbetrachtung: Das wertfreie Genießen des Augenblicks. Mal sehen, wie lange ich da mitmache.

Bild: Mirna Emeršić 

Kommentare

  1. Ich bin ganz deiner Meinung. Ich bin seit Sommer dabei und überlege mir noch, wie lange ich dabei bleiben werde. Es kostet ja auch Zeit und die hat man als Selbstständige nicht immer. Ich gehöre, wie du auch, zur analogen Generation und mag den Kontakt mit Menschen von Angesicht zu Angesicht sowie mehr. Angebote lassen sich so besser rüber bringen und im persönlichen Kontakt werden alle Sinne angesprochen. Es bleibt spannend. Danke für den wertvollen Artikel

    1. Danke, liebe Heike, für diesen schönen Kommentar. So sehe ich es ebenfalls: Es bleibt spannend, und ich nutze gerne die Vorteile, die es bietet. Aber es gilt: Uffbasse. Wie im Straßenverkehr ☝️.

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