In Sprache

Siezen Sie noch oder duzt du schon?

Dass  das Möbelhaus aus Schweden seine Kunden duzt, ist ja mittlerweile Kult. Ich mag das durchaus. Da wird einem so schön wohlig ums Herz, besonders jetzt im Winter, und es fühlt sich ein bisschen an, als beträte man sein Stammlokal, in der einen die Bedienung mit „du“ anspricht. Woanders geht das ja nicht mehr. Da kann man die abgeranzteste Szenekneipe aufsuchen und blaue Haare haben – ab 40 rutscht man automatisch in den Sie-Modus.

Kürzlich habe ich meinen Stromanbieter gewechselt. Nicht unerheblich auf meine Entscheidung hat sich neben den günstigeren Preisen sowie die Option auf Ökostrom auch die vertrauliche Ansprache mit „du“ ausgewirkt. Zugegeben.

Als mir eine saftige Preiserhöhung angekündigt wurde (ich wäre, da gerade im Wechselprozess befindlich, nicht in den Genuss der günstigen Konditionen, zu denen ich den Vertrag eigentlich abgeschlossen habe, gekommen), kündigte ich.  Als ich mein Antwortschreiben öffnete, wehte ein eiskalter Wind durchs Zimmer. Mich fror, als hätte man mir den Strom schon mal gleich abgestellt und ich müsste bei kargem Kerzenschein, in zwei Wollpullovern und mit behandschuhten Fingern auf der Tastatur mein Dasein fristen. Von Kuscheligkeit keine Spur mehr – das Service-Center war stramm auf „Sie“ gebürstet und der Ton war frostig.

Nun versuche ich, zu meinem alten Stromer zurückzukommen. Da werde ich grundsätzlich gesiezt.

Und die Moral von der Geschicht‘: Der Kunde merkt, was man wie spricht!

 

Kommentar schreiben