In Menschen, So isses aufm Dorf, Tiere/Tierschutz

Die Pfotenfreunde

(aus der Reihe „So isses aufm Dorf“, Folge 7)

Als ich eines Tages einen Infoflyer auf unserer Postfiliale gefunden habe, schlug mein Herz höher: Ein Tierschutzverein in Neuhofen? Seelenverwandte etwa? Die musste ich kennen lernen. Es dauerte ein bisschen, bis wir alle die Zeit gefunden hatten, uns zu treffen, doch ab diesem Tag war mein Freundeskreis hier wieder um zwei weitere Menschen und zwei Hunde gewachsen.

Denn was sie selbst in ihrem Claim „Mit Herz und Hand für Mensch und Tier“ behaupten, das leben sie auch: Seit vielen Jahren schon sind Marion Lubasch und ihr Lebensgefährte Christian Ramthun für Tiere in Bulgarien da, wenn es um das Sammeln von Geld- und Sachspenden geht. Mit der Gründung des Vereins Pfotenfreunde Bulgarien im Jahr 2017 konzentrieren sie nun ihre Hilfe ganz auf das Tierschützer-Ehepaar Ingrid Hughes und Steve Morris im bulgarischen Örtchen Glavan. Inzwischen unterstützt der Verein auch die Einwohner, deren Armut groß ist.

Gleich zu Beginn wollte ich wissen, warum sich Marion und Christian ausgerechnet in Bulgarien engagieren, zumal auch in Deutschland Tiere schlecht gehalten werden, die Tierheime voll sind und unkastrierte Streuner sich unkontrolliert vermehren? „Durch unsere langjährige Tierschutzarbeit sind wir immer wieder entsetzt, wie dort mit Tieren umgegangen wird – einerseits aus mangelndem Bewusstsein für Tiere heraus, andererseits auch durch die unvorstellbare Armut, die in kleinen Orten weitab der Hauptstadt Sofia herrscht“, berichtet Marion Lubasch, Vereinsgründerin und Erste Vorsitzende der Pfotenfreunde. „Und seit wir wissen, dass es für die Ortsansässigen hinten und vorne nicht reicht, haben wir uns die Unterstützung der Einwohner von Glavan ebenfalls auf die Fahnen geschrieben“, betont Marion Lubasch. „Dort wohnen viele alte Leute und Frauen mit Kindern, weil die jungen Männer Arbeit in den größeren Städten oder gleich in einem westeuropäischen Land suchen“, weiß Christian Ramthun, Schriftführer des Vereins.

Fast ein Familienbetrieb

Also beschlossen Marion, Christian und eine gute Freundin der Familie, Grit Krebser, einen Verein zu gründen. Zweck sollte sein, nicht nach dem Gießkannenprinzip, sondern ganz gezielt für diesen Ort und seine Bewohner etwas zu tun. Dort leben Ingrid Hughes und Steve Morris, zu denen seit vielen Jahren schon ein enger persönlicher Kontakt besteht. Die Bedingungen zur Gemeinnützigkeit waren im März 2017 erfüllt; im August folgte die tierschutzrechtliche Erlaubnis zur Vermittlung von Tieren aus dem Ausland. Die Eintragung ins Vereinsregister ist für dieses Jahr geplant. Die Pfotenfreunde Bulgarien sind fast ein Familienbetrieb, denn als Kassenwart fungiert der Schwiegersohn in spe, während Tochter Tamara sich unter anderem um das Stöberstübchen auf Facebook kümmert. Insgesamt zählt der Verein 18 aktive Mitglieder.

Ingrid und Steve stammen aus Großbritannien und hatten sich vor vielen Jahren in Bulgarien mit seinen atemberaubend schönen Landschaften verliebt. Nach weiteren Reisen ließen sie sich in Glavan nieder. Seither kümmern sich dort nicht nur um Katzen und Hunde auf der Straße, sondern auch um Kettenhunde, für die sie Schutzhütten bauen und die sie mit Entwurmungs- und Flohmitteln versorgen. Desweiteren versuchen sie die Besitzer dazu zu bewegen, ihren Tieren ein artgerechteres Leben zu ermöglichen. So bieten sie unter anderem an, die Hunde oder Katzen auf ihre eigenen Kosten kastrieren bzw. sterilisieren zu lassen. Daraus ist inzwischen mit Hilfe des Vereins, der unermüdlich Paten für die Übernahme der Kastrationskosten gewinnt, ein Kastrationsprojekt in Zusammenarbeit mit der Tierklinik in Karnobat entstanden. Und im Dezember kam der Nikolaus in den Kindergarten von Glavan und verteilte Päckchen von Freunden und Sponsoren. Weiterer Schwerpunkt der Vereinsarbeit ist die Vermittlung von Tieren, die bei Ingrid und Steve leben: „Wir vermitteln nur Tiere, die von den beiden erst einmal stubenrein und leinenfest gemacht worden bzw. gesund, geimpft, gechipt und kastriert sind. Gleichzeitig führen wir intensive Gespräche mit den künftigen Besitzern und schauen uns an, wo die Tiere leben werden. Und auch nach der Vermittlung bleiben wir stets ein Ansprechpartner“, sagt Grit Krebser. Die Pfotenfreunde haben also alle Hände voll zu tun – unentgeltlich und in ihrer Freizeit. Immer wieder organisieren sie Infostände, um mit den Menschen hier in der Region ins Gespräch zu kommen und vom Elend der Tiere, aber auch von Erfolgen und Rettungen zu erzählen.

Einer dieser Infostände, an dem auch meine Wenigkeit als Vertreterin der Kaninchenberatung e. V. dabei sein wird, ist übrigens am 5. Mai von 10 bis 18 Uhr vor dem Futterhaus in Ludwigshafen-Rheingönheim!

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