Grumbeere fer umme*
(aus der Serie „So isses aufm Dorf, Folge 8) *fer umme: „für umsonst“;-)
Die vorderpfälzische Agrarwüste ist keine besonders charmante Landschaft: Sie ist platt wie ein gebügeltes Handtuch, geprägt von Feldern, wenig Wald und sonstiger Vegetation.
Doch zur Erntezeit hat es Vorteile, hier zu leben. Nachgeschossenen grünen Spargel frisch vom Feld zu essen, hat was. Oder Frühlingszwiebeln, die hier massenweise angebaut werden. Den Erntezeitpunkt riecht man im ganzen Dorf. Regelmäßig „kontrolliere“ ich die Karottenäcker in meiner Nähe, und sobald die Erntelaster anrücken, bin auch ich zur Stelle. Es versteht sich nämlich von selbst, dass erst geerntet („gestoppelt“, wie der offizielle Name dieser Aktion lautet) wird, wenn der Landmann es tut. Zu diesem Zeitpunkt ist es ausdrücklich erlaubt und eine Art Volkssport.
Ab Mitte, Ende Juni geht es los mit dem Hit der Vorderpfalz, den Grumbeere, zu Deutsch Kartoffeln. Dann türmen sich Berge auf den Feldern mit denjenigen Erdäpfeln auf, die die ästhetischen Vorschriften der EU nicht eingehalten haben – dicke und längliche Knollen, kugelrunde Winzlinge, manche auch in Herzform. Mir macht das nichts aus.
Im Amtsblatt habe ich gelesen, dass es am Judenfriedhof schon immer die Größten gegeben habe. Ich habe es überprüft, und: Es stimmt. Einen Zusammenhang mag ich mir eher nicht vorstellen. Kurios ist es allemal.
Das erste Grumbeerberglein habe ich übrigens gestern auf dem Weg zur Schlicht, dort, wo die Schuhe auf der Stromleitung hängen, entdeckt. Jetzt geht’s lohos!
(Bild: Urban Huber. Da war ich zehn Jahre jünger und schöner.)