In So isses aufm Dorf

Ofenrohre

Der Lockruf des Eisens

(Aus der Serie „So isses aufm Dorf“, Folge 9)

Als ich im Winter 2015 aufs Land gezogen war, begab sich eines Tages etwas Erstaunliches. Lautes Klingeln unbekannter Ursache lockte mich in den Hof. Ich wunderte mich: Der Eismann – im Februar?! Draußen auf der Straße war niemand zu sehen, aber das Läuten kam näher. Erst jetzt gewahrte ich eine Ansammlung seltsamer Gegenstände vor den Haustüren meiner Nachbarn: Ofenrohre, Teile von Fahrrädern, Schubkarren, Eisenstangen, … – Dinge, die eigentlich nicht auf den Sperrmüll gehören. Und dann vernahm ich es. Eine laute Stimme tat ihr Begehr kund, in breitestem Pfälzisch: „Alteisääääääääää!“

Es gab sie also noch, die Alteisensammler, von denen ich in meiner Kindheit oft gehört hatte, genannt im gleichen Atemzug mit Kesselflickern und Lumpensammlern. Letztere beide gibt es hier nicht; doch ich weiß inzwischen, dass gleich drei Alteisensammler um die Gunst der Neuhofener buhlen.

Eine echte win-win-Situation

Die einen Sammler habe ich kennen gelernt. In unserem Haus befand sich derzeit der Tresor des Vorbesitzers, eingebaut in ein Schränkchen unter der Dachschräge vom Treppenhaus. Ein tonnenschweres Ding, das niemand von uns bewegen, geschweige denn hätte brauchen können. So viele Präziosen besitzen wir nicht. Als wieder einmal der Lockruf des Eisens ertönte, eilte ich flugs auf die Straße und fragte die Eisenmänner, ob sie Interesse an dem guten Stück hätten. Sie sollten doch mal schauen … Gutmütig folgten sie mir die Treppe hinauf, und leckten sich beim Anblick des Monsters die Lippen. „Denn bringe ma Ihne runner“, wurde mir versprochen, und so schnauften die beiden untersetzten, vierschrötigen Kerle mit dem Tresor die enge Altbautreppe hinab. Den daraufhin ledigen Schrank benutze ich seither als Einhausung für den Staubsauger.

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