In Menschen

Muss ich ihn dann heiraten?

Die Verbandsgemeinde Rheinauen ist im Wahlkampffieber. Gewählt wird ein neuer Bürgermeister, und sechs Kandidaten buhlen um die Stimmen der Altriper, Neuhofener, Otterstädter und Waldseer. Da wird von Tür zu Tür getingelt, Hände geschüttelt, fleißig die Briefkästen gefüllt, sämtliche Ortsgemeinden mit Wahlplakaten tapeziert und zu einer Podiumsdiskussion geladen.

Den abgebildeten Herrn Hauser mit seinem nachösterlichen Plakat und dem neckischen „Ja,-ich-will-Kästchen“ mag ich am liebsten.

Zur Diskussion erschien er mit grasgrünen Sportschuhen (ein Grüner ist er indes nicht), bedachte die Beiträge der Kontrahenten mit überlegen-nachsichtigem Putinblick, und versprach nichts. Als Leiter des Ordnungsamtes ist er ein Mann der Realität – er weiß, was wirklich umsetzbar ist. Und er kennt die kleinen Nöte der Bürger. So hatte ich ihn einst am Telefon, um mich über die mangelnde Reißfestigkeit der Gelben Säcke zu beklagen. Auf seiner Website nennt er sich „der Andere“, und das gefällt mir besser als die Vollmundigkeit seiner Mitbewerber. Zudem hebt er sich wohltuend ab vom „Verheiratet, zwei Kinder“: Er lebt in einer Patchwork-Familie, also ganz zeitgemäß. Lediglich fürs Hobby – Angeln – gibt’s von mir Punktabzug. Dennoch ist er für mich alternativlos.

Denn die wären: Ein Bulle (allerdings in der IT, aber CDU), der Spitzenkandidat der SPD, den der Wahlkampf körperlich sehr mitgenommen zu haben scheint (hier ein Bierchen, dort ein Weinchen, Butterbrezeln, Saumagen, Weck & Worschd, das hinterlässt Spuren), ein etwas politikfern wirkender Architekt (parteilos) und ein ebenfalls Parteiloser, der sein halbes Leben bei Nestlé (böseböse) geschafft hat. Außerdem wimmelte seine Wahlbroschüre vor Kommafehlern – ja, liest das denn niemand Korrektur?!

Wie werden Wahlentscheidungen getroffen? Ganz klar – nach Gefühl, Sympathie und ein paar Kleinigkeiten wie Beruf, Auftreten, Farbe der Wahlplakate, Rechtschreibfehler oder Hobby! Die Kompetenz lässt sich vorher ohnehin kaum beurteilen.

Den sechsten Kandidaten konnte ich leider nicht persönlich kennen lernen, will es aber noch nachholen. Immerhin ist er ein Neuhöfer und nicht, wie alle anderen, aus Altrip.

Böse Zungen (=Urban) sind ja dafür, ganz Altrip zum Polder zu erklären und gleich mal prophylaktisch zu fluten, damit es endlich eine direkte Fährverbindung zwischen Neuhofen und Neckarau gibt! Das kostet sicher nicht viel, lässt die Bürgerinnen und Bürger näher zusammenrücken, belebt den ÖPNV, und falls doch etwas Kleingeld nötig wäre – in Otterstadt soll doch nach Erdöl gebohrt werden … Dann werden wir alle reich. Dallas, kannst einpacken!

Der letzte Absatz war Spaß. Polder und Erdöl wolle mer hier alle net.


Kommentare

  1. Ganz Altrip zum Polder erklären :-), das sind ja lustige Ideen vun de Neihöffer, nur für einen Fähranschluss. Ihr bekommt doch vielleicht eine Straßenbahn, die fährt ja dann, wenn ihr Glück habt, direkt nach Monnem. Als Kind habe ich immer davon geträumt, direkt aus dem Kinderzimmer ins Boot zu steigen oder je nach Laune auch aufs Pferd. Heute als Erwachsene würde mir ein gut getakteter Bus reichen 😉

    1. Liebe Imke, siehste, da könnten Kinderträume wahr werden;-). Also, die Straßenbahn erleben wir beide nicht mehr, da bin ich sicher. Mit dem Bus hast Du natürlich völlig recht. Man wird halt bescheiden im Alter.

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