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Wenn Handcreme Herzen wärmt

Unlängst habe ich mir eine Handcreme gekauft. Auf der Vorderseite der Tube ist ein gestricktes rotes Herz abgebildet, und die Serie heißt „Herzenswärme“. Das gefällt mir. Auch mit dem Inhalt bin ich zufrieden: Riecht gut und macht die Hände weich. Was will ich mehr?

Als ich dann die Tube umdrehte und den Text las – Berufskrankheit – habe ich gelernt, was mir die Handcreme eigentlich noch so alles bietet:

„Die kalte Jahreszeit lässt unsere Herzen erwärmen und sorgt für eine kuschelige Gemütlichkeit.“

Moment! Einspruch. Es ist thermisch ziemlich unlogisch, wenn einem in der Kälte das Herz warm wird. Schon mein alter Lateinlehrer hat gesagt: „Mund zu, sonst wird’s Herz kalt.“ Und gemütlich ist es auch nicht, wenn man sich am Glühweinstand die Beine in den Bauch steht, und kuscheln tun dann höchstens die Anoraks.

Weiter im Text: „Nehmen Sie sich Zeit für entspannte Momente und lassen Sie Ihre Seele baumeln.“ Und da baumelt sie nun, die arme Seele, hoch oben am Galgen im schneidenden Winterwind, hin und her und her und hin … Entspannte Momente gerne, aber meiner Seele mute ich das nicht zu. Zumal das Bild von der baumelnden Seele uralt und abgegriffen ist. Wie viele Seelen irgendwo rumbaumeln, das weiß nur der Herrgott.

„Die xyz-Handcreme (im Original natürlich OHNE Bindestrich) mit warmem Sandelholz und Mandarinenduft verführt Sie zu einem kuscheligen Abend vor dem wärmenden Kamin …“

Echt? Ich crem mir also die Hände ein, und schon zieht es mich magisch an einen wärmenden Kamin. Nur, dass ich keinen habe. Oder sollte ich den Nachbarn, der einen hat, verführen …?

„… und pflegt Ihre Hände zart und geschmeidig.“ Ja, das will ich ihr aber auch geraten haben. Dafür ist sie schließlich da.

Und zum Schluss eine noch deutlichere Aufforderung: „Erleben Sie Ihren ganz besonderen Wohlfühlmoment.“ Also jetzt isses raus. Ich werde ja regelrecht zum Ehebruch animiert, denn vom Hände Eincremen alleine habe ich diesen besonderen Wohlfühlmoment noch nicht erlebt.

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